19 Jun, 2010
Marcell Esterhazy und Ungarns rebellische Kinder
Geschrieben von: Blogger In: Ausstellung
Am Anfang war eine Party mit Familie und Freunden 1996. Man feierte, amüsierte sich – dann eine dieser Party-Ideen: Eine vergessene Brille wurde herumgereicht, einer nach dem anderen setzte sie auf, posierte vor einem Vorhang. Schnappschüsse entstanden.
Dass die Brille eigentlich dem ungarischen Literaten Miklós Mészöly gehörte, dem 2001 verstorbenen Romancier und seinerzeit gern gesehenen Gast im Hause der Familie Peter Esterhazy, gewann erst später an Bedeutung.
Inzwischen ist Marcell Esterhazy, Sohn des ungarischen Schriftstellers, 32 Jahre alt. Die Schnappschüsse entdeckte er 2006 im Fotoalbum seiner Schwester. Jetzt steht er vor den alten Bildern, die er vergrößert hat und als Werkreihe unter dem Titel „Die Brille von Miklós Meszöly” im Atelier am Eck präsentiert. Anrührend nostalgisch kommen die Fotos mit ihren verblassten Farben daher: Esterhazys kleine Schwester mit der unmodernen Riesenbrille, seine Freunde, Marcell selbst. In der Rückschau eine konzeptionelle Arbeit von Anfang an, die nicht nur an Privates, sondern auch an Ungarns politischen Umbruch erinnert, den Intellektuelle wie Mészöly durchaus beeinflusst haben.
Zwei Monate ist Esterhazy als Gastkünstler des Landes am Rhein. Seine Ausstellung „Entfants terribles“, Fotografie, Video, Skulptur, zeigt er im Rahmen des NRW-Festivals „Scene Ungarn“.
Gefunden in: Der Westen