EsterhazyBlog

22 Sep, 2008

Liebespaare der Kulturgeschichte

Geschrieben von: Blogger In: Komponist

In ein wahres “Goldland” geraten zu sein, dünkten Schubert die ab 1818 wiederholten Einladungen des Grafen Johann Karl Esterházy ins ungarische Landschloss Zelesz. Er wurde als Musikmeister engagiert und galt faktisch als Familienangehöriger. Die beiden kleinen Töchter unterrichtete er im Klavierspiel. Töchter werden junge Damen. Bei seiner Ankunft 1824 schlenderte er durch den Garten, pflückte einen Apfel. Eine anmutige Gestalt kam ihm entgegen, blieb bei ihm stehen. Sein Herz holperte. Augenblicklich wusste er, dass die Liebe seines Lebens vor ihm stand. “Ist der Apfel für mich?”, fragte Caroline Esterházy. Tolpatschig reichte er ihr den Apfel: “Ich bin der Franz Schubert.” Sie lachte: “Sieh mal an!” Sie ermunterte ihn, mit ihr zu musizieren. Das taten sie ausgiebig, unternahmen Wanderungen, fischten Forellen. Ihre Gemeinsamkeit ließ Graf Esterházy schmunzeln. Ernst zu nehmen war es nicht. Darin irrte der Graf . . .

Am Abschiedstag von Zelesz brachte Caroline “ihren Franz” zum Wagen. Sie reichte ihm ein Porträt-Aquarell. “Zur Erinnerung an mich. Aber ich habe nichts von Ihnen.” Er schreckte auf: “Nichts von mir? Es ist Ihnen doch alles gewidmet, mein ganzes Werk, jeder Ton!” Noch ein langer Händedruck. Die Kutsche fuhr an . . .

Caroline und Schubert lebten ihre Liebe fortan in Gedanken weiter, getrennt und doch verbunden. Zwanzig Jahre später heiratete Caroline den Grafen Crenneville. Die Esterházys waren zufrieden; auf eine unglückliche Ehe mehr kam es beim Hochadel nicht an. Unvergängliche Liebe! Carolines Porträt hing Schuberts Arbeitszimmer gegenüber. Beim Komponieren blickte er es zeitweilig an. Dann fühlte er Caroline neben sich. Ihrerseits spielte sie oft das Lied “Die Forelle”. Zärtlicher Gedanke: “Für uns!”

“Die Nebel des Eros – Liebespaare der Kulturgeschichte” von Esther Knorr-Anders
ist im Brücken Verlag erschienen.

Gefunden in: Wiesbadener Kurier

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