… Zwar gilt für alle Informanten, was Péter Esterházy in seinem Buch «Verbesserte Ausgabe» während des Studiums der Geheimdienstakten seines Vaters notiert: «Verraten kann man nur alles und jeden.» Aber neben dieser prinzipiellen Klarstellung zum Charakter des Informanten will auch er wissen, was sein Vater wann und in welcher politischen und ideologischen Situation über wen geäussert hat. Jeder, der eine Akte in Händen hält, möchte wissen, ob der Bericht des Informanten an seinen Führungsoffizier banal, schädlich, besonders schädlich, perfide, bösartig oder gemein war, ob hier die Wahrheit über die beschriebene Person zu lesen ist oder eine zum Schaden der Person vom IM übertriebene oder gar erfundene Darstellung vorliegt. «Ein Bericht ist nie nichtssagend. Nie sagt er nur nichts. Auch wenn er leer ist, sagt er etwas aus», notiert Esterházy. Also kommt es darauf an, möglichst genau festzustellen, was er aussagt. …
Gefunden in: Neue Zürcher Zeitung