… Nah dran und weit weg. Beiden Prinzipien werden die Besucher beim „Lear” begegnen. Nah ans Geschehen ran will Regisseur Paul Esterhazy. Genauer gesagt ins Gehirn der Hauptfigur, König Lear. Denn er inszeniert dieses Vater-Töchter-Drama um Heuchelei, Machtgier und Gewalt als eine Bilderfolge, die im Kopf des sterbenden Königs abläuft. Er befindet sich im Sterbezimmer eines Krankenhauses. Videokameras übernehmen eine Lupenfunktion und zeigen Details des Geschehens live in Großaufnahme. Esterhazy räumte ein, dass die 1978 uraufgeführte Oper wenig Trost bereithält – entdeckt aber doch einen quasi religiösen Hintergrund, da dieses Stück von Reimann als Sühneprozess eines Menschen verstanden werden kann, der große Schuld auf sich geladen hat. …
Gefunden in: Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung